Walzenradsystem Wetli
1868 hatte Kaspar Wetli ein Walzenradsystem für Gebirgsbahnen entwickelt, welches Bahnen, ähnlich wie das Zahnradsystem, ermöglichen sollte, Strecken mit grosser Steigung zu bewältigen. Dazu wurden die Schienen mit zusätzlichen schrägen Schienenstücken versehen, in welche eine angetriebene Walze eingriff. Die Walze konnte, ebenfalls mit Dampf betätigt, angehoben und abgesenkt werden, wodurch Fahrten mit und ohne Traktionshilfe möglich waren.
Kaspar Wetli wollte dieses System auf der in den 1870er Jahren im Bau befindlichen Wädenswil-Einsiedeln Bahn zum Einsatz bringen. Bei einer Probefahrt am 30. November 1877 kam es zu einem tragischen Unfall. Während der Talfahrt, welche ohne Eingriff der Walze durchgeführt wurde, versagten die Bremsen. Der Zug fuhr mit hoher Geschwindigkeit in den Bahnhof Wädenswil und entgleiste. Dabei kamen zwei Personen ums Leben. Obwohl dieser Zwischenfall keinerlei Rückschlüsse auf die Brauchbarkeit des Walzenradsystems zuliess, war das Vertrauen in die neuen Technik verloren. Dies bedeutete das Ende des Walzenradsystems Wetli. Die zwei verbliebenen Lokomotiven (eine wurde beim Unfall zerstört) wurden 1892 umgebaut. Dabei wurde das Walzenrad durch eine dritte Triebachse ersetzt. Die Wädenswil-Einsiedeln Bahn wurde später als reine Adhäsionsbahn betrieben.
Referenzen
[1] |
Culmann Wetli's Locomotiv-System für Gebirgsbahnen. Gutachten der im Auftrag des schweizerischen Bundesrathes niedergesetzten Commission des Eidgenössischen PolytechnikumsMünchen. Herausgegeben vom Eidg. Departement des Inneren. Bern (1869). |
[2] |
H. Sternberg Bericht an die Eisenbahn-Commission des Zürcherischen Ingenieur- und Architecten-Vereins über die Katastrophe auf der Bahn Wädensweil-Einsiedeln vom 30. November 1876 und die gerichtliche Untersuchung derselben. In: Die Eisenbahn, Band 6/7 (1877), Heft 13, S. 1-10. |